von Johannes Waldenmaier, Pfarrer und Schiedsrichter
Welch effektvolle Betitelung das doch wär:
„Jagd auf die Schwarzkittel – Her mit dem Gewehr!“
Nur – vergäße man dabei einen wichtigen Rest
Schiedsrichter sind Menschen keine Überträger tierischer Pest.
Ich geb’s zu, ein recht reiserischer sprachlicher Beginn,
doch sind wir in meinem Thema schon mittendrin.
Denn, was in unserer Gesellschaft zu beobachten ist:
dass Respekt und Anstand mehr und mehr erlischt,
und zwar allen Regelungs- und Ordnungsinstanzen gegenüber,
die werden ignoriert und überrollt, s’geht drunter und drüber.
Und alle, die vermeintlich hoch Wichtiges, Heilbringendes vertreten,
foulen in falschem Benimm, die sie an Grenzen erinnern, so mal eben.
Da fallen Bemerkungen bei allerlei Demonstrationen,
die sich in ein Beschimpflexikon einzustellen lohnen.
So mancher, der hier sitzt, ich brauch gar nicht fragen,
könnte auf Anhieb manchen Eintrag gleich aufsagen.
Was man nicht alles schon hat gehört
und weggesteckt, auch wenn’s bisweilen betört.
Alle Autoritäten, denen – s’gab solche Zeiten – Respekt war gezollt,
werden ausgehöhlt, niedergemacht mit Verachtung überrollt.
Ob Erzieher oder Lehrberufskraft, Polizist, Richter,
Staatsanwalt oder Justiz- und Ordnungshüterkraft:
Sie alle stehn sie einem „ICH“ und dessen Ziele im Weg,
werden verbal und, wenn nötig, mit Drohungen hinweggefegt.
Gestern Abend noch war am Tisch eine Oma geschockt,
als ein Fußballbewandter, der neben ihr hockt,
so ganz trocken im Wissen um ihre Enkel-Fan-Situation
sie einfach fragte: „Ach, weißt du denn schon?
Die neue Regelung im Jugendfußball für Zuschauer bestimmt,
dass nahe Verwandte in 50m Entfernung vom Spielgeschehen zu platzieren sind?
Denn dann hört man, kriegen sie kein Megafon,
von unqualifizierten Kommentarrufen keinen Ton!“
„Im Ernst?“, hat sie dann zurück gefragt,
„so arg Schlimmes hab Ich glaub noch nicht gesagt.“
Doch dann hat sie auch noch angefügt,
dass sie schon Aggressionen kriegt,
wenn ihr heißgeliebter Schützling: Enkelsohn,
nicht bekommt für seine begnadete Begabung den rechten Lohn.
Werden die vermeintlichen Beherrscher der Spiele, Schiedrichter, vorgeführt,
ist es gut, wenn man als solche/solcher beherrscht reagiert.
Da ist, will man Fair Play und Spielfreude lassen walten,
von uns Schiris so manches auszuhalten.
DFB und DFL mahnen in Kenntnis dessen an,
dass Fußball – ein Spiel voller Emotionen – nur dann gelingen kann,
wenn alle Beteiligten auch die Größe Anstand lassen walten,
wenn es gilt, Regeln im Spiel und Miteinander einzuhalten.
Respektlosigkeit und Gewalt sind nicht zu dulden,
weil wir Achtung, Wertschätzung, Anerkennung einander schulden.
Das ist keine schwer zu leistende Bürde,
sondern Anstandsregel und Beachtung der Menschenwürde.
Diskriminierungen und rassistische Bemerkungen verrohen
und haben auf Sportplätzen und in Arenen nichts verloren.
Statt Massen effekthascherisch aufzubringen,
sollen auch Journalisten um faire Berichterstattung ringen.
Stimmungsmache und Effektlust sind wie Viren,
deren krankmachende Kraft dann Beteiligte spüren.
Manchmal ist man geneigt, alles auf die heutige Zeit zu schieben,
die Menschen seien halt so geworden und nicht stehen geblieben.
Ich kann aber keinen Fortschritt erkennen,
eher möchte ich mich gegen die allgemeine Verrohung der Sitten stemmen.
Dazu gehört auch der Wandel in der Wortwahl und Sprachdegeneration,
dass man einander nicht mehr versteht, sich vergreift im Ton.
Hot a Schwoab sich amol verbal grob vrgaloppiert,
sait er zammafassend meischt ogeniert:
„I hoff ned, dass i jetzt ben ganga zu weit,
ma hot’s ja bloß amol em Guata g’sait.
Dr Fußball koa ned ohne Regla ond d’Schiedsrichter sai,
Woch für Woch leitet se em DFB_Gesamtbereich 80 000 Spiele fai,
mit Spielpausa eigrechnet send des über 3 Milliona em Jahr
a stolze Anzahl isch des fürwahr.
Inakzeptabel isch jede Form von Gewalt überall,
und Angriffe auf Schiedsrichter sind Angriffe auf da Fußball.
Den zu ermöglicha, zu pflega, zum Blüha zu bringa, send mir Schiedsrichter doa
emma jeda Spiel egal ob Schiedsrichterfrau oder Schiedsrichtermoa.
Mit ma freudiga G’fühl solltet mr de Einsätz entgegasäa
ond ohne Angschdgefühle Spaß haba beim Spielgescheha,
dessen faira Verlauf zu ermöglicha, isch unser Aufgab,
emmer no was scheas ond gar koi Plag.
Drom lasst ons mit Begeisterung gern weitermacha!
I wär jetzt fertig für heut mit meine Sacha!